Die Agrarfrage wurde in der europäischen Arbeiterbewegung seit der Jahrhundertwende theoretisch reflektiert und inhaltlich kontrovers diskutiert. Mit der 1916/17 einsetzenden Ernährungskrise erhielten diese Debatten auch in der Schweiz eine ungeahnte politische und lebensweltliche Relevanz, die viele Akteure im Umfeld der organisierten Arbeiterbewegung nach neuen Wegen in der intellektuellen und praktischen Auseinandersetzung mit der Agrar- und Ernährungsfrage suchen liess. Dieser Beitrag skizziert die Konjunkturen der Thematisierung der Agrarfrage in der Industriegesellschaft durch die Arbeiterbewegung seit der Jahrhundertwende, diskutiert deren Differenzierungen, Veränderungen und Neuausrichtungen im Kontext des Generalstreiks und schliesst mit einem Ausblick auf die neuen Rollen der Arbeiterbewegung in der Thematisierung und politischen Ausgestaltung der Ernährungs- und Agrarpolitik in der Zwischenkriegszeit.
Agrarische Alternativen. Landwirtschaftsprogramme, Genossenschaftskonzepte und Siedlungsprojekte in der Arbeiterbewegung im Kontext des Landesstreiks.
Erschienen in: traverse 2018/2, S. 151