Der Aufsatz untersucht die verschiedenen Rollen, die die Finanzpresse in Frankreich zwischen dem Inkrafttreten des Artikels zur Pressefreiheit und dem Ersten Weltkrieg spielte. Die Zeitungen nahmen eine besondere Position als Zwischenglieder in einer Informationskette zwischen den Urhebern der Information und ihren Konsumenten bzw. Lesern ein. Der Beitrag zeigt, dass die Zeitungen anstrebten, ihre Leser bei Entscheidungsproblemen zu beraten oder aber ihre Beeinflussungsmöglichkeiten in Geld umzusetzen. Der Journalismus der Beeinflussung versuchte seine Leser hinters Licht zu führen oder verschiedene Formen der Erpressung von Personen auszuüben, die von den verbreiteten Informationen betroffen waren. Diese Praktiken – so verabscheuenswert sie auch waren – wurden allerdings durch unterschiedliche, günstig verfügbare Schutzmechanismen in Schach gehalten. Der Erfolg des Journalismus der Beratung dagegen, der mit der Qualität und dem Wahrheitsgehalt der publizierten Informationen verbunden war, beruhte zum einen auf unabhängigen Blättern, die durch wissenschaftlich Gebildete geleitet wurden. Zum andern war er Zeitungen zu verdanken, die von den Geschäftsbanken herausgegeben wurden. Diese wären durch den Verlust des Vertrauens in ihre Publikationen direkt betroffen gewesen.
Beraten und Beeinflussen. Die französische Finanzpresse während der Belle Epoque, 1881–1914
(Conseiller et influencer. La presse financière en France à la Belle Epoque, 1881–1914)Erschienen in: traverse 2011/3, S. 41