Der Pfeil des Hünenbergers. Möglichkeiten und Grenzen einer Objektgeschichte


Anlässlich des 700. Jahrestages der Schlacht am Morgarten erprobt der Beitrag einen neuen Zugang, indem er die «Biographie» eines Objekts nachzeichnet, das mit dem Ereignis in Verbindung gebracht wird, nämlich jenes Pfeils, mit welchem der Ritter Heinrich von Hünenberg die Schwyzer vor dem Angriff gewarnt haben soll. Es kann gezeigt werden, wie Berichte über diese Tat mit zunehmender Distanz immer ausführlicher wurden, bis schliesslich sogar ein Objekt auftauchte, mit dem seine Besitzer «beweisen» konnten, dass ihre Vorfahren wesentlich zum Sieg und damit zum Fortbestand der Eidgenossenschaft beigetragen hatten. Im Hinblick auf eine allgemeine Objektgeschichte verdeutlicht das Beispiel, dass es Fälle geben kann, in denen Erzählungen über einen Gegenstand diesen überhaupt erst hervorbringen. Zugleich werden aber auch die Grenzen ersichtlich, die einer Objektgeschichte gesetzt sind. Denn auch eine solche ist letztlich auf Textzeugnisse angewiesen; nur aus ihnen lässt sich erschliessen, welche Bedeutungen einem Gegenstand im Lauf der Zeit zugeschrieben worden sind, wer auf welche Weise mit ihm gehandelt und kommuniziert hat.

Erschienen in: traverse 2015/2, S. 178