Der Zugang zu den audiovisuellen Archiven oder die Kehrseite des Schlaraffenlandes


Auf den ersten Blick scheint der Zugang zu audiovisuellen Archiven im digitalen Zeitalter eine wahre Revolution zu erleben. Aus einem Regime des Mangels ist ein Regime des Überflusses geworden. Die langfristige Aufbewahrung dieser Dokumente und ihre Verfügbarkeit online haben die Konsultation eines ständig wachsenden Quellenvolumens ermöglicht und beschleunigt.
Dieses Phänomen darf jedoch nicht über einige indirekte Folgen hinwegtäuschen, die das Bild aus der Perspektive von Forschung und Lehre kontrastreicher erscheinen lassen. Die Frage des Zugangs ist nämlich mit verschiedenen Parametern verbunden, die man für eine gute Interpretation dieses Materials unbedingt im Auge behalten muss.
Der Artikel, der sich auf Radio und Fernsehen konzentriert, untersucht auch die in der Schweiz entwickelte Politik sowie die von Memoriav oder einigen spezialisierten Archiven durchgeführten Initiativen.
Dieser Bereich ist in der Tat durch eine große Heterogenität der Praktiken gekennzeichnet, was insbesondere darauf zurückzuführen ist, dass es kein Ablieferungspflicht für audiovisuelles Material gibt und dass die Verwaltung dieses Kulturerbes mit großen wirtschaftlichen, aber auch symbolischen Herausforderungen verbunden ist.

Erschienen in: traverse 2023/1, S. 80