Die Vergesellschaftung des Hagelrisikos. Zur Geschichte der landwirtschaftlichen Hagelversicherung in der Schweiz, 1818–1950


Das landwirtschaftliche Hagelrisiko in der Schweiz wurde durch die Versicherung im Vergleich zur Caritas-Solidarität im Ancien Régime neu organisiert und dadurch transformiert. Die Versicherung ist letztlich eine Kulturtechnik der Vergesellschaftung des Risikos durch seine organisierte Umverteilung. Bei dieser Umverteilung haben sich der Hagelversicherung in der Schweiz Probleme entgegengestellt, die typisch für einen kleinen Markt mit hohem Risiko sind. Im weitgehend unregulierten Markt des 19. Jahrhunderts machten die Hagelversicherer Verluste, mussten liquidieren oder zogen sich aus dem Geschäft zurück. Erst mit Hilfe staatlicher Subventionen nahm die Hagelversicherung eine ökonomisch tragfähige Form an, die Ende der 1920er-Jahre durch Rückversicherung weiter stabilisiert wurde. Dieses Geschäftsmodell hatte einige Jahrzehnte Bestand, ehe es — unter anderem im Zeichen des Klimawandels — erneut angepasst wurde.

Erschienen in: traverse 2014/3, S. 73