Editorial: Die Schweiz – eine Kulturtransfergeschichte


Die Ausgabe 1/2019 der traverse ist der Schweizer Geschichte unter dem Blickwinkel von Kulturtransfers und der connected history gewidmet. Dadurch soll die Rolle von kulturellen Importen und ausländischen Bezügen in der Schweiz genauer gefasst werden. Die komplexen Prozesse von Aufnahme, Transfer und Reinterpretation von Ideen und Praktiken aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Anthropologie, Kultur, Bildung oder Religion zu verschiedenen Zeiten stehen im Mittelpunkt. Die Schweiz wird als Schnittpunkt, als Ort des Zusammentreffens und der Verschmelzung verstanden. Besondere Aufmerksamkeit wird den Mechanismen von Zirkulation und Rezeption ausländischer Wissensbestände geschenkt.
Es wird gefragt, aus welchen Gründen Akteurinnen und Akteure bestimmte Praktiken oder Wissensbestände, die teilweise selbst bereits auf Transferprozessen beruhten, aus einem anderen Kontext übernahmen. Welche Akteur/-innen oder Akteursgruppen waren an solchen Transferprozessen beteiligt? Wie veränderte sich das übernommene Wissen unter den neuen Bedingungen? Wurden solche Transfers von der Aufnahmegesellschaft bewusst akzeptiert oder stiessen sie auf Ablehnung und einen Drang zur nationalen Selbstbehauptung? Welche historiographischen Methoden bieten sich an, um diesen komplexen Prozessen gerecht zu werden? Diese Ausgabe der traverse bietet zu diesen Fragen eine Reihe von Studien von der Frühen Neuzeit bis zur Zeitgeschichte.

Erschienen in: traverse 2019/1, S. 9