Die Frauenbewegung nach 1968 hat die Kontrolle über die weibliche Reproduktion als ein zentrales Thema angesehen und die Möglichkeit eines legalen und sicheren Abbruchs einer Schwangerschaft als eines ihrer wichtigsten Ziele betrachtet. In vielen Teilen der Welt setzten sich feministische Aktivistinnen mit diesen Themen auseinander und waren dadurch Teil eines transnationalen Netzwerkes, das sie gleichzeitig konstituierten. Wenngleich die Schweizer Frauenbewegung auf ein nationales Regelsystem fokussierte und Strategien der direkten Demokratie anwandte, ist sie dennoch als Teil einer transnationalen Bewegung – einer «imagined community» – zu verstehen. Wie sich diese «imaginierte Gemeinschaft» und die Wechselwirkungen zwischen globalem und lokalem feministischem Denken und Handeln beim Thema «Frauengesundheit» in der Schweiz manifestierten, bildet den Inhalt des vorliegenden Beitrages. Er zeigt, wie feministische «Body Politics» auf die weibliche Spezifität des Kinderkriegens fokussierten, ohne sie zu biologisieren. Vielmehr nahmen sie auf die gesellschaftliche Konstruktion von Sexualität Bezug. Diskutiert wird, wie Feministinnen das Monopol der traditionellen Experten und Institutionen herausforderten, um sich «den Bauch» nicht nur symbolisch, sondern auch ganz gegenständlich anzueignen.
«Erlebte Solidarität». Die Frauengesundheitsbewegung der 1970er-Jahre als imaginierte transnationale Gemeinschaft
Erschienen in: traverse 2016/2, S. 75