Eugenik in der Schweiz. Eine vergessene Wissenschaft und ihre Praxis


Der Streit um die Genetik macht es deutlich: Das menschliche Erbgut steht gegenwärtig zur Disposition einer sich rasant entwickelnden Wissenschaft von umfassendem Anspruch und diffusen Heilsversprechen – Anregung auch für die Geschichtsforschenden, ihrerseits ein vergessenes Kapitel Wissenschaftsgeschichte freizulegen, das manche Analogien zur heutigen Situation aufzuweisen scheint. Nicht ohne die übliche Verspätung wird auch in der Schweiz eine Thematik aufgegriffen (siehe z. B. das neue Buch von Christoph Keller, besprochen in diesem Heft), die international in den letzten zehn Jahren eine Vielzahl von Publikationen hervorgebracht hat: die zeitweise in diesem Jahrhundert breit diskutierte Verbesserung von «Erbgut» und «Rasse» durch eugenische Massnahmen.
Wir widmen die Rubrik Debatte dieser Thematik, indem wir drei jungen Forscherinnen und Forschern das Wort geben, die aktuell auf dem Gebiet arbeiten.
Wie die Beiträge von Philippe Ehrenström, von Nadja Ramsauer und Thomas Meyer verdeutlichen, setzen sie recht unterschiedliche Akzente; ihre Ansichten und Deutungen dürften manche Einwände hervorrufen. Die Diskussion darum hat hierzulande noch kaum begonnen.

Erschienen in: traverse 1995/2, S. 108