Dieser Beitrag untersucht die im historischen Tirol aus dem «Weissen Krieg» hervorgegangene Seilbahnrevolution mit ihren weitreichenden Auswirkungen für die Nachkriegszeit. Zu Beginn des Jahrhunderts steckte die Seilbahntechnologie zwar noch in den Kinderschuhen, doch schon damals zeigte sich das touristische Potenzial der wenigen vorhandenen Anlagen, das sich mit einer radikalen Neuerfahrung der Berge entfaltete. Bei Kriegsausbruch lag eine der Hauptherausforderungen der Kriegsparteien an der Front darin, deren Material und Soldaten von der Talsohle auf die Hochebenen zu verlagern. Das Problem liess sich mit dem Aufbau eines dichten Seilbahnnetzes beheben, das sich für den reibungslosen Ablauf des militärischen Logistiksystems rasch als unverzichtbar erwies und kontinuierlich ausgebaut werden musste. Dieser Artikel zeigt, wie der Erste Weltkrieg ein einmaliges Umfeld für Feldversuche bot, mit welchem sich die Seilbahntechnologie der Vorkriegszeit wesentlich verbessern liess. Für weitreichende Seilbahnstrecken wurden straffere, weniger schadenanfälligere Kabel entwickelt, was sowohl deren Sicherheit und Geschwindigkeit erhöhte als auch die Baukosten aufgrund weniger benötigter Masten senkte. Die Techniker der österreichisch-ungarischen Armee – allen voran Luis Zuegg – trugen mit ihrer Arbeit im Hochgebirge somit entscheidend zur Entstehung der modernen Seilbahnindustrie bei, für welche die Region des historischen Tirols bis heute von zentraler Bedeutung ist, gerade auch hinsichtlich des transnationalen Austauschs.
Seilbahnen: eine globale Transportrevolution aus dem historischen Tirol zwischen Militär- und Ziviltechnik
(Gli impianti a fune: una rivoluzione trasportistica globale partita dal Tirolo storico tra tecnologia militare e civile)Erschienen in: traverse 2023/2, S. 45