Historische Archive schweizerischer Unternehmen aus der Sicht der Bergier-Kommission. Beobachtungen eines Zeitzeugen


Ausgehend von den Erfahrungen der 1996 eingesetzten Unabhängigen Expertenkommission Schweiz ̶ Zweiter Weltkrieg, welcher der Autor als Mitarbeiter angehörte, zeigt der Beitrag auf, warum der Zugang zu historischen Archiven privater Unternehmen eine für die zeitgeschichtliche Forschung unerlässliche Voraussetzung ist. Dargestellt wird, dass es der Zugriff auf solche Archive der Kommission unter anderem erlaubte, zu wichtigen Erkenntnissen gesamtgesellschaftlicher und wirtschaftlicher Relevanz zu gelangen sowie über die Schweiz abgewickelte finanzielle Transaktionen in ihrer Bedeutung für Opfer und Täter des NS-Regimes zu analysieren.
Gezeigt wird zudem, mit welchen Problemen sich die Kommission bei ihren Arbeiten mit Beständen privater Provenienz konfrontiert sah, und welche Trends sich beim Zugang zu Privatarchiven schweizerischer Unternehmen seither erkennen lassen. Als problematisch erweist sich dabei insbesondere die Nichtzugänglichkeit von Bankarchiven, zumal die Geschichte der Schweizer Banken ein integraler Bestandteil der Zeitgeschichte der Schweiz ist.

Erschienen in: traverse 2023/1, S. 67