Körperleistungen und Körpergrenzen. Doping bei den Olympischen Spielen in Rom 1960


Der Artikel stellt den Dreiklang Masse, Markt und Macht in den Fokus der Analyse und legt dabei das Augenmerk auf den angeblichen Dopingtod des Radsportlers Knud Enemark Jensen bei den Olympischen Spielen 1960. An diesem Beispiel wird deutlich, dass die internationale Debatte über Doping im Sport weit über den Raum des Sports hinausging. Die gesamtgesellschaftlichen Diskussionen umfassten erstens ein Bedürfnis zunächst zu klären, was unter Doping überhaupt zu verstehen sei. Zweitens wurde an dem Todesfall die Aktualität der Olympischen Idee und drittens die Bedeutung einer nicht nur im Sport zu findenden permanenten Leistungssteigerung thematisiert. Dabei zeigte sich, dass die seit den Olympischen Spielen in Rom gereifte Dopingdebatte einen erheblichen Anteil an einer reflektierenden, gar kritischen Berichterstattung über die Leistungssteigerung, die Politisierung und die Kommerzialisierung des Sports hatte – also genau die Themenfelder berührte, denen sich das IOC in der Nachkriegszeit intensiv stellen musste.

Erschienen in: traverse 2016/1, S. 60