Die Verbreitung des «enseignement mutuel» von Père Girard in der Schweiz. Verschiedene Arten transkantonaler pädagogischer Ausprägungen, um den moralischen «Schüler-Bürger» zu formen?

(La diffusion de l’enseignement mutuel girardien en Suisse. Des déclinaisons pédagogiques transcantonales pour forger un «écolier-citoyen» moralisé?)

In diesem Artikel wird der Verbreitung einer Methode nachgegangen, die auf internationaler Ebene wie auch in der Schweiz während der Restauration auf grosse Resonanz stiess: der wechselseitige Unterricht (l’enseignement mutuel) wurde in der Schweiz insbesondere von Père Girard gefördert. Um den Gründen des Erfolgs und den Transfermodalitäten des «girardischen Modells» nachzugehen, werden zwei katholische Kantone (Freiburg und Solothurn) und zwei reformierte Kantone (Waadt und Neuenburg) analysiert. Die Analysen machen deutlich, dass die Bedeutung kantonaler Grenzen differenziert betrachtet werden muss. Obwohl Entscheidungen – beispielsweise ob eine Methode eingeführt oder verboten werden sollte – in den Kompetenzbereich des jeweiligen Kantons gehörten und diese Festlegungen durch verschiedene Kontexte, Überzeugungen und lokalen Eigenheiten geprägt waren, entwickelten sich das Wissen und die Praktiken in Bezug auf den wechselseitigen Unterricht im Kollektiv der verschiedenen Gemeinschaften. Die Untersuchungen der lokalen Anpassungen erlauben den Schluss, dass der kantonale Partikularismus nur Fassade war und darüber hinaus das Ziel der Schule vor allem darin bestand, den christlichen Bürger und die christliche Bürgerin zu formen.

Erschienen in: traverse 2017/1, S. 32