Die Lücke als Spiegel der Sammlungspraktiken

(La lacune, miroir des pratiques de collections)

In diesem Artikel postuliere ich, basierend auf einer Untersuchung der Sammlungspraktiken von ethnografischen Museen in der Schweiz zu Beginn des 20. Jahrhunderts, dass die Lücke das gemeinsame Element in allen Sammlungen ist. Der Blick auf diese Leerstellen eröffnet also neue Perspektiven zur Erforschung von Sammlungen. Mit dieser nie gefüllten, ja gar unpassierbaren Lücke müssen sich die Kuratoren immer auseinandersetzen womit diese zur Konstante der Sammlungen wird. Sie wird zum veritablen alter ego der Sammlungen, zum Spiegel in dem sich reflektiert was diese verbietet und damit bringt die Untersuchungen eben dieser Leerstellen die Charakteristik der jeweiligen Sammlung hervor. Vor allem aber ist der Blick auf die Sammlungslücken ein Instrument, um sowohl die stillschweigende Normen des Museums, als auch die Bedingungen der Anschaffungen von Sammlungen zu untersuchen sowie die Grenzen eines erfolgreichen Sammlungsaufbaus auszuloten
(Übersetzung: Aline Steinbrecher)

Erschienen in: traverse 2012/3, S. 81