Britische Akteure und die ILO-Konvention über den Achtstunden-Tag (1919–1932)

(Les Britanniques et la Convention de l’Organisation internationale du travail sur la journée de 8 heures (1919–1932))

Die internationale Konvention über den achtstündigen Normalarbeitstag, die 1919 an der Konferenz der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) erarbeitet wurde, präzisiert eine der Hauptforderungen der Arbeiterbewegung am Ausgang des Ersten Weltkriegs. Der Beitrag diskutiert die Rolle der in die Abfassung der Konvention involvierten britischen Akteure sowie deren Haltung gegenüber einer möglichen Aufnahme der Konventionsinhalte in die britische Gesetzgebung während der Zwischenkriegszeit. Ziel dieses Vorgehens ist es, auf diese Weise die paradoxe Haltung Grossbritanniens im Prozess des transnationalen Transfers von Sozialmodellen zu erklären. Denn während britische Akteure bei der Redaktion der Achtstunden-Tag-Konvention in Washington äusserst stark engagiert waren, hat keine britische Regierung diese Konvention je ratifiziert. Ein Bruch zwischen jenen britischen Akteuren, die an der konkreten Abfassung des Dokuments mitwirkten, und jenen, die mit der Ratifizierung beauftragt waren, zeichnete sich schon früh ab. Die Thematik des Achtstunden-Tags erlaubt nicht nur eine Kartografierung transnationaler Netzwerke rund um diese sozialpolitische Frage, sondern ermöglicht es auch, den sozioökonomischen und sozialpolitischen Einfluss, den britische Akteure während der Zwischenkriegszeit ausübten, neu zu beleuchten.

Erschienen in: traverse 2013/2, S. 3