Teilnahme und Rolle der Frauen in Kreditgeschäften im Ancien Régime sind geschichtlich kaum erforscht. Die Untersuchung von Schuldverzeichnissen in zwei ländlichen Herrschaftsgebieten zeigt jedoch, dass Frauen auf dem lokalen Kreditmarkt im 18. Jahrhundert eine zunehmend wichtigere Rolle spielten. Die Untersuchung der durch Frauen getätigten Investitionen verweist auf die Bedeutung des Zivilstands für die auf dem Kreditmarkt angewandten Strategien. Ledige und verwitwete Frauen waren auf dem Kreditmarkt aktiver als verheiratete, mit unterschiedlichen Strategien, die je nach Zugang zu Erwerbsarbeit und Bodenbesitz sowie nach Familienstand variieren. Die Zunahme der Darlehenstätigkeit von Frauen, sowohl zahlen- als volumenmässig, veranschaulicht die in ländlichen Gesellschaften des Ancien Régime geltenden solidarischen Beziehungen und Kooperationsnormen. Gleichzeitig wird damit die Vorherrschaft des patriarchalen Systems für diese Art von gesellschaftlichem und finanziellem Austausch infrage gestellt.
Frauen und Kredit in ländlichen Gemeinschaften im 18. Jahrhundert
(Les femmes et le crédit dans les communautés rurales au 18e siècle)Erschienen in: traverse 2014/2, S. 53