Die Jugend auf dem Spiel: Dispositive und Politiken im Bereich der Jugendarbeit im internationalen Umlauf (1919–1939)

(Les jeunes en jeu. Circulations internationales de dispositifs et de politiques d’encadrement de la jeunesse (1929–1939))

Indem sich die AutorInnen in diesem Beitrag mit der Entstehung von jugendpolitischen Konzepten in der Zwischenkriegszeit auseinandersetzen, schlagen sie eine bislang kaum bekannte Seite der Geschichte von Erziehung und Sozialpolitik auf. Der Beitrag analysiert, wie „die Jugend“ als spezifische Altersgruppe zum Gegenstand eines Sets von normativen, im internationalen Massstab erarbeiteten Praktiken wird, und zwar insbesondere als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise. Diese Analyse geschieht am Beispiel zweier Typen von Dispositiven, mit welchen die Folgen der massiven Jugendarbeitslosigkeit während der Krise bekämpft werden sollen: einerseits mittels Berufslehre und Berufsberatung, anderseits mit Arbeitslagern für arbeitslose Jugendliche. Dabei legt der Beitrag besonderen Wert auf die Analyse jener transnationalen Dynamiken, die der Erarbeitung dieser beiden Interventionsfelder vorangehen. Denn eine Vielzahl damaliger politischer Konzepte, die staatlicherseits zum Einsatz gelangen, sind als Resultate von Prozessen der Imitation, Entlehnung oder allgemeiner gesprochen: eines internationalen Umlaufs und Transfers von Ideen und Projekten zu begreifen. Die beiden unterschiedlichen, aber sich ergänzenden Dispositive Berufsbildung und -beratung einerseits und Arbeitslager anderseits gelangen in einer Folge internationaler und nationaler Anlässe und Debatten auf die Traktanden- und Diskussionsliste. Entsprechend untersucht der vorliegende Beitrag erstens die Emergenz solcher Modelle, mit denen in der Zwischenkriegszeit Jugendprobleme angepackt und Jugendarbeit betrieben werden sollten. Zweitens geht er den konkreten Auswirkungen solcher Modelle in ausgewählten nationalen Kontexten nach und liefert damit drittens Fährten für eine Erneuerung der Geschichte von Erziehungs- und Sozialpolitik.

Erschienen in: traverse 2013/2, S. 6