Manageriale Macht und die Mikropolitik der Raumordnung. Streikprävention und Städtebau bei Alusuisse in Australien um 1970


Obwohl sich die Schweiz durch eine der höchsten Direktinvestitionsraten auszeichnet, behandelte die historische Forschung die Orte und Akteure dieser Investitionen im Ausland meist nur als Nebenschauplatz. Der vorliegende Beitrag untersucht die Betriebseröffnung des multinationalen Unternehmens Alusuisse in Australien als spatial fix (David Harvey) und untersucht wie aus mikropolitischen Akteursinteraktionen wirtschaftliche Territorien hervorgehen. Das Alusuisse-Management rechnete im australischen Produktionsstandort mit einer gewerkschaftlich gut organisierten Belegschaft, was aufgrund dessen Abgeschiedenheit eine ungewollte Risikokonzentration für das Unternehmen bedeutete. Der Beitrag zeigt wie streikpräventive Überlegungen des Managements in die Organisation der Produktionsanlagen flossen. Da die Abgeschiedenheit zudem die Rekrutierung, Unterbringung und Bindung von Arbeitskräften erschwerte, setzte Alusuisse zudem auf finanzielle Anreize, städtebauliche Atmosphären und die Ansiedlung von Frauen und Familien, um die Personalfluktuation möglichst gering zu halten. Der Artikel plädiert dafür, wirtschaftliche Territorien und unternehmerische Organisationsformen stärker im Kontext betrieblicher und ausserbetrieblicher Machtbeziehungen zu analysieren und weniger als Ergebnis unternehmerischer Marktstrategien und effizienzorientiertem Managementhandeln zu betrachten.

Erschienen in: traverse 2019/3, S. 151