Mit «Erkanntnissen» gegen Teuerung ankämpfen Fürkauf und Versorgungssicherheit als praktische Probleme des Basler Rats im späten 15. Jahrhundert


Versorgungskrisen sorgten in den städtischen Gesellschaften des Spätmittelalters regelmässig für „teure Jahre“, besonders in den letzten drei Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts. Der Rat von Basel als besonders importabhängiger Stadt bekämpfte den Hunger einerseits mit obrigkeitlichen Getreideimporten, andererseits versuchte er, den sogenannten Fürkauf – das heisst einen gewinnorientierten Zwischenhandel und damit die Spekulation – zu unterdrücken. Auf der Grundlage von Überlegungen, die dem Wucherverbot nahestanden, schränkte er den Export, legte Preise fest und versuchte heimliche Korngeschäfte zu verhindern. Die Häufung der Beschlüsse in Krisenjahren lässt auf eine situationsspezifische Politik schliessen, sie zeigt aber auch auf, dass die Wirksamkeit der Massnahmen Grenzen hatte. Das lag nicht zuletzt daran, dass die bekannten Fürkäufer dem Rat durchaus bekannt waren. Nur Angehörige der wirtschaftlichen Elite der Stadt hatten überhaupt die Mittel dazu – und genau diese Gruppe prägte auch die Politik. So erstaunt es auch nicht, dass eine eigentliche Strafverfolgung der Fürkäufer nicht nachzuweisen ist.

Erschienen in: traverse 2017/3, S. 17