Objekte ohne Wissenschaft – Exponate ohne Sammlung. Über den Umgang des «Muséum d’histoire naturelle» und des «Muséum des Antiques» mit ethnografischen Artefakten im ausgehenden 18. Jahrhundert


Dieser Beitrag thematisiert die von der französischen Museumspolitik gegen Ende des 18. Jahrhunderts durchgeführte Spezialisierung und Ausdifferenzierung der nationalen Sammlungen in deren Gründungsphase. Dabei zu beobachten, wie Exponate einer speziellen Sammlung zugewiesen oder wie sie umgeordnet wurden, kommt nicht nur der Sammlungsgeschichte zugute. Dies ermöglicht zudem, Abweichungen oder Neubestimmungen der entsprechenden Wissensgebiete zu registrieren. Am Beispiel der ethnographischen Artefakte, einem besonderen Sammelbestand, den der Konvent 1795 vom Muséum d’histoire naturelle ins neu gegründete Muséum des Antiques zu versetzen beschloss, vollzieht der Beitrag einen Stück Geschichte zweier Disziplinen nach: den der Naturgeschichte und der Archäologie. Er untersucht folgende Fragen: Wie hatte sich die Naturgeschichte so verändern können, dass sich die aussereuropäischen Artefakte im naturhistorischen Museum erübrigten? Welche verschiedenen Auffassungen der Archäologie bewirkten, dass diese Objekte zunächst dem Museum für Antiquitäten zuerkannt wurden, ihm danach jedoch nicht mehr geeignet erschienen?

Erschienen in: traverse 2012/3, S. 53