Ausgehend von Interviews mit Bauern und Bäuerinnen aus dem Urserntal in den zentralschweizerischen Alpen geht dieser Artikel der Frage nach, wie die bäuerlichen Familien auf die tiefgreifenden Veränderungen in der Berglandwirtschaft seit der Mitte des 20. Jahrhunderts reagiert haben. Es wird gezeigt, dass sich die heute noch existierenden Betriebe unter anderem deshalb den veränderten Marktbedingungen anpassen konnten, weil sie fähig waren und sind, Ressourcen wie Arbeitskraft oder Kapital familienintern zu mobilisieren. Ein entsprechendes Beziehungsmanagement spielt(e) dabei eine wichtige Rolle.
Neben der praktischen Relevanz der Familienwirtschaft kommt auch der Umgang der ökonomischen Theorie mit diesem Phänomen zur Sprache. Drei Zugänge werden thematisiert: Die Konzeption des Bauern als ein Gewinnmaximierung anstrebender Unternehmer, das Modell einer auf eine labour-consumer-balance ausgerichteten bäuerlichen Familienwirtschaft und die Konzeption vom bäuerlichen Betrieb, der abhängig ist von der Bäuerin als Figur, die Haushalt und Betrieb verbindet.
Schliesslich widmet sich der Artikel der (agrar)politischen Perspektive auf die Familienbetriebe. Auffällig ist hier die Sensibilität für soziale Aspekte in der Berglandwirtschaft wie z.B. die Funktionen der Bäuerin, obwohl diese in den agrarstatistischen Erhebungen kaum erfasst sind.
«Ohne sie geht es nicht». Zur ökonomischen Relevanz von Familie in der schweizerischen Berglandwirtschaft seit 1950
Erschienen in: traverse 2014/2, S. 103