In der Forschung zum Landesstreik sind bisher zwei Themen eher am Rande und nur zögerlich behandelt worden, die im Zentrum dieses Beitrages stehen : Die Rolle der Armee in den Jahren 1917 und 1918 sowie der Einfluss des Streiks der Zürcher Bankangestellten vom 30.September/1.Oktober 1918 auf die zum Landesstreik führenden Entscheidungen. General Wille und noch stärker Generalstabschef von Sprecher waren der Überzeugung, dass ein Landesstreik unausweichlich in eine bolschewistische Revolution ausmünden werde – und der von der Arbeiterunion unterstützte Bankangestelltenstreik galt als Generalprobe. Gleichzeitig war man in Bankkreisen äusserst besorgt um den Ruf des schweizerischen Finanzplatzes, der im Begriffe war, sich international auszuweiten. Dementsprechend entwickelte sich in diesen Kreisen eine harte
Haltung, die jeden Kompromiss mit der organisierten Arbeiterschaft ausschloss und in Kauf nahm, mit einem vorgezogenen Aufmarsch der Armee einen Generalstreik zu provozieren.
Offene Fragen zum Landesstreik 2018
(Questions ouvertes sur la Grève générale de 1918)Erschienen in: traverse 2018/2, S. 79