Ausgehend von Wandlungsprozessen familiärer Praktiken analysiert dieser Artikel die Herausbildung von Adoleszenz als Lebensphase. Das Einkommen, über das Jugendliche verfügten, wird ebenso in den Blick genommen wie die Investitionen in ihre Ausbildung. Unser Material basiert auf einer Serie von biografischen Interviews mit Frauen und Männern aus der Arbeiterklasse, die sich – wohnhaft in der Westschweiz – zwischen 1925 und 1970 entweder in der Adoleszenz befanden (13–18 Jahre) oder Eltern von adoleszenten Mädchen oder Knaben waren. Der Oral-History-Ansatz ist gewinnbringend, indem er Hinweise auf spezifische Praktiken und deren Bedeutung gibt, Veränderungen aufzeigt und uns verstehen lässt, wie Verhandlungen im Kontext von innerfamiliären Konflikten und äusseren Zwängen geführt wurden. Wir untersuchen die Interviews mit Bezug auf ein erweitertes Konzept von Humankapital (Becker) und analysieren, wie die adoleszenten Mädchen und Knaben in autonomer Weise sukzessive Kapital erwerben und äufnen konnten. Wir diskutieren, inwiefern es sich dabei um produktives oder konsumtives Kapital handelte und welche Funktion diese Kapitalformen erfüllten.
Adoleszenz im Kontext der Mikroökonomie der Familie. Eine Spurensuche (1925–1970)
(Saisir l’adolescence à travers la microéconomie familiale (1925–1970))Erschienen in: traverse 2017/2, S. 53