Schulgebäude, Curriculum und die Konstruktion der Nationalstaatsbürger. Versuch einer Synthese am Beispiel Luxemburgs


Ausgehend davon, dass das Endprodukt Staatsbürger durch jede Erfahrung der Kinder im schulischen Kontext mitbestimmt wird, beschäftigt sich der Beitrag – dezidiert als Curriculumsanalyse – mit den komplexen Zusammenhängen zwischen Schulgebäuden und der Konstruktion der Nationalstaatsbürger am Beispiel Luxemburgs. Im besonderen Fokus steht das Schulbauprogamm der 1950er und 1960er Jahre. Anhand dessen werden einige Mechanismen untersucht, auf welche Weise Schulgebäude einerseits national integrativ wirken, ohne darüber hinausgehende Differenzierungen im Interesse des Nationalstaats auszuschließen. Einigend wirkten Schulgebäude nicht nur als Diskursgegenstand (etwa als nationales Fortschrittsymbol), sondern auch durch ihre Einbettung in einen öffentlichen Kontext, durch die Konstruktion eines (vermeintlich) einheitlichen Schulsystems, durch eine nationale Definition von Norm- und Wertvorstellungen, und ganz besonders durch eine Bindung resp. Verankerung der Staatsbürger an einen bestimmten Ort und eine bestimmte lokale Gemeinde. Am Beispiel lokaler Gemeinschaften wird aber ebenso aufgezeigt, wie gerade hier jedoch auch binnennationale Differenzierungen zum Tragen kommen.

Erschienen in: traverse 2017/1, S. 74