Verkörpern – verfestigen – verflechten. Resonanz missionarischer Kulturkontakte in der katholischen Schweiz der 1950er- und 1960er-Jahre


Entgegen der Vorstellung eines einheitlichen und abgeschlossenen Containers konstituierte sich das katholische Milieu der Schweiz stets über seine transkulturellen Bezüge. Durch die aussereuropäische Missionsbewegung, welche als spendenbasiertes Projekt auf eine breite Öffentlichkeitsarbeit angewiesen war, wurden die Katholikinnen und Katholiken zur Welt in Beziehung gesetzt. Am Beispiel der Fasnacht zeigt sich, wie die Missionen charakteristische Traditionen der katholischen Gemeinschaft für ihre Zwecke nutzten und dabei diese Rituale transkulturalisierten. In diesem Kontext wurde das ‹Andere› durch verkleidete Schweizer Kinder verkörpert, Glaubensinhalte und Identität verfestigt und das katholische Milieu mit der Welt verflochten. Die Missionen banden damit die Schweizerinnen und Schweizer in hegemoniale westliche Deutungsrahmen und Diskurse ein, in denen Selbst- und Fremdbilder sowie globale Verhältnisse in kolonialen Kategorien gedacht wurden.

Erschienen in: traverse 2019/1, S. 94