Verpackte Sammlungen oder Ansammlungen der Warenwelt. Verpackungsmaterialien des Zoologischen Museums der Universität Zürich als historische Zeugen


Der Beitrag geht der Frage nach, wie die Aufbewahrungsmaterialien von Sammlungsobjekten den Charakter einer Sammlung verändern können. Ausgangspunkt der Überlegungen sind die Verpackungsmaterialien einer Muschelsammlung des Zoologischen Museums der Universität Zürich. Die Schachteln und Kartons, in denen die Sammlungsobjekte aufbewahrt werden, sind vorrangig Pralinen- und Zigarettenschachteln. Zieht man sozial- und geisteswissenschaftliche Arbeiten zu Sammlungsobjekten heran, lassen sich diese Verpackungen als Objekte charakterisieren, die zwischen Gebrauchsgegenstand, Abfall und historischer Zeugenschaft pendeln. Ihre Präsenz im Museumsdepot verbindet sich einerseits mit einem funktionalen Zweck der Aufbewahrung. Andererseits führt die Ansammlung von z. T. historischen Verpackungsmaterialien aber auch dazu, dass sich die klar umrissenen Grenzen der zoologischen Sammlung aufweichen. Denn die Verpackungsmaterialien eröffnen Bezüge und ermöglichen Analysen jenseits des zoologischen Deutungskontextes. Als historische Zeugen vergangener Interaktionen zwischen Produzenten, Produkten, Händlern und Konsumenten verwandeln sie das zoologische Museumsdepot in einen Ort einer kleinen historischen Sammlung von Objekten zur Konsumpraxis der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und machen aufmerksam auf die Zusammenhänge zwischen alltäglichen und musealen Objektwelten sowie die historischen, sozialen und kulturellen Verbindungen zwischen Sammlungen und Konsum.

Erschienen in: traverse 2012/3, S. 106