Szenarien sind Entscheidungshilfen angesichts von Lebensrisiken. Mit der Industrialisierung und dem folgendem Wirtschaftswachstum haben im 20. Jahrhundert Risiken der natürlichen Umwelt gegenüber menschengemachten Risiken an Bedeutung verloren. Angesichts einer physisch begrenzten Erde stellte sich die Frage, wie stabil die Vorteile eines auf Wirtschaftswachstum basierenden Systems langfristig waren und inwieweit sie mit dem Risiko eines Zusammenbruchs globaler menschlicher Lebensgrundlagen einhergingen. Seit 1950 haben mehrere Szenarien das Risiko eines Kollapses untersucht und Verhaltensempfehlungen gegeben. Anhand von drei Studien aus den Jahren 1953, 1972 und 2012 wird beleuchtet, wie manche Risiken, insbesondere exzessives Bevölkerungswachstum, durchgehend als Problem wahrgenommen wurden, während andere wechselten. Auffallend ist die Entwicklung der Risikorezeption von Akzeptanz und Aktivismus zu Ablehnung, aktiver Diskreditierung und schlichtem Ignorieren.
Wirtschaftswachstum. Grundlage steter Wohlstandszunahme oder lebensbedrohliches Risiko?
Erschienen in: traverse 2014/3, S. 115