Das Titelbild des Heftes «Natur» wurde von Denise Bertschi im Rahmen ihres Doktoratsprojekts (EPFL, Laboratoire des Arts et des Sciences) gestaltet, das die komplexen kolonialen Verbindungen zwischen Neuchâtel und «Helvécia» in Bahia, Brasilien, durch das Prisma der visuellen und materiellen Kultur erforscht.
Ein Beitrag von Barbara Miller, Linda Ratschiller, Simone Rees
Die koloniale Vergangenheit der Schweiz wird in der Öffentlichkeit kontrovers debattiert. Ihre wissenschaftliche Aufarbeitung in den letzten Jahren hat dazu geführt, dass einige das nationalhistorische Narrativ bedroht sehen, während andere globale und multiperspektivische Erinnerungsangebote suchen. Wie können Public History Webseiten wie colonial-local.ch zu diesen Debatten beitragen? Welche Möglichkeiten eröffnet der digitale Raum für die Geschichtsvermittlung und welche Schwierigkeiten können auftreten?
Während die fortschreitende Digitalisierung die weitere Verbreitung von historischen Daten und Dokumenten fördert, bleiben die Zugangsmodalitäten zu sogenannten sensiblen Archivbeständen schwierig. Im Vorfeld jeder Forschung muss über den Zugang zu bestimmten Archivquellen verhandelt werden – ein Vorgehen, das bei der Präsentation der Forschungsergebnisse selten erläutert wird.
Die traverse 1/2023 beschäftigt sich daher mit den Fragen und Problemen, die der Zugang zu Archiven für Historiker*innen, Archivar*innen und Bürger*innen, die historische Dokumente einsehen möchten, aufwirft.
EVENT
Gemeinsam mit der der Abteilung «Wissenschaftspolitik» der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte (SGG) organisiert die traverse am 7. November 2023 and der Universität Freiburg einen Workshop zu Fragen rund um den Archivzugang.
Das Thema der dritten Nummer der traverse im Jahr 2022 - Saisonarbeiter*innen in der Schweiz - scheint am Puls der Zeit zu sein. Während die Skiorte für die beginnende Saison aktiv nach knapp gewordenen Arbeitskräften suchen, zeichnen zwei Ausstellungen das Schicksal dieser Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter nach. Dieses ist in letzter Zeit Gegenstand historischer und erinnerungspolitischer Überlegungen geworden und steht derzeit in zwei Museen in La Chaux-de-Fonds und Biel im Mittelpunkt.
Die Abtei Saint-Maurice im Wallis fristet trotz ihrer 1500-jährigen Geschichte voller transkontinentaler Verflechtungen ein – in postkolonialer Perspektive – kaum beachtetes Dasein in der Schweizer Geschichte (Artikel im HLS). Es könnte jedoch für die aktuelle Forschung äusserst aufschlussreich sein, sich mit der Abtei und der Geschichte des Hl. Mauritius auseinanderzusetzen.
Der Legende nach stammt Mauritius aus Theben im heutigen Ägypten. Als Anführer der Thebäischen Legion soll er bei Agaunum am Ende des 3. Jahrhunderts CE das Martyrium erlitten haben. In den folgenden 200 Jahren entwickelte sich um das Grab und die Reliquien des Hl. Mauritius ein zentraler früher christlicher Wallfahrtsort und 515 initiierte der Burgunder Königssohn Sigismund den Bau des Klosters: Der Heilige aus Theben erwies sich als lokaler Erfolgsgarant. Nach einer 600-jährigen transkulturellen Geschichte, die in St-Maurice Personen, Objekte und Ideen von Byzanz bis Burgund zusammenführte, läutete die 961 durch Otto I. initiierte Überführung der Reliquien des «afrikanischen» Mauritius in den Magdeburger Dom die Provinzialisierung St-Maurices ein. Während der Sigismundschrein im Domschatz von St-Maurice aus dem 12. Jahrhundert den Heiligen als «westeuropäischen» Ritter adaptierte, zeugt die gut sichtbar platzierte Skulptur des Heiligen in Magdeburg von seiner kulturell-visuellen Stereotypisierung im 13. Jahrhundert als Heiligem aus «Afrika» (Abb.).
Frédéric Sardet in traverse 21/1 (2014)
«J'aime la notion de «moment», qui introduit aussi bien à la mécanique qu'à des considérations sur le temps. La création de la revue traverse, en 1994, a été pour moi un «moment» dans le sens où elle devait être une force capable de faire pivoter (en aucun cas de révolutionner) le dispositif de communication des recherches historiques en Suisse et à titre plus personnel – parce que la participation au comité de rédaction constitua une dimension importante de ma vie professionnelle jusqu'en 2005. De manière plus fondamentale, je rappellerai ici les conditions qui ont présidé à la mise en place du premier comité de rédaction, telles que je les ai gardées en mémoire et telles que mes archives personnelles me permettent de les restituer.»