Verschiedene Perspektiven, ein Forum: Zum Umgang mit Protesten an Schweizer Hochschulen 2024
Seit April 2024 demonstrieren Studierende in den USA, aber auch in weiteren Ländern wie der Schweiz gegen den Krieg in Gaza, indem sie Universitätsgelände besetzen – mit sogenannten encampments. Die inhaltliche und personelle Zusammensetzung der verschiedenen Protestaktionen war ebenso unterschiedlich wie ihre Form: Von den Lausanner Studierenden, die zwei Wochen lang ohne Polizeieinsatz ein Gebäude besetzten, über die polizeilich geräumte kurze Mensabesetzung an der Universität Bern bis hin zur Sitzprotestaktion an der ETH Zürich, die ebenfalls mit einem Polizeieinsatz beendet wurde. Was dabei innerhalb kürzester Zeit entfacht wurde, ist ein komplexer Streit um Krieg und Frieden, Antisemitismus, akademische Zusammenarbeit, Universitätspolitik und Grundrechte. Wir alle, als Studierende ebenso wie als Mittelbauangehörige, Dozierende und Professor:innen, sind davon betroffen. Es zeigt sich vor allem: Es besteht ein grosser Austausch-, Orientierungs- und Einordnungsbedarf, der sich nicht mit simplifizierenden Parolen stillen lässt.
Gerade weil diese wichtige Debatte an nahezu allen Hochschulen durch die polizeiliche Räumung der Proteste im Auftrag der Rektorate verhindert wurde, möchten wir ihr in der Zeitschrift traverse Raum geben und sie differenziert weiterführen. Als Redaktion dieser Zeitschrift geht es uns nicht darum, eine bestimmte Position zu vertreten oder ein konkretes Argument vorzubringen. Vielmehr ist unser Anliegen ein grundlegendes, genuin an den Grundlagen unserer Wissenschaft ausgerichtetes: Wir schaffen Raum für Statements und Reflexionen, die sich kritisch mit den Protesten und den Reaktionen auseinandersetzen, sie gesellschaftlich kontextualisieren und historisch einordnen. Wir wollen im Debattenspirit zum Komplexitätserhalt beitragen und damit einer dringenden und notwendigerweise multiperspektivischen Auseinandersetzung eine adäquate Chance geben.
Die untenstehenden Forumsbeiträge sind im Zuge eines Aufrufs der traverse in den letzten Wochen bei uns eingegangen. Den Debattenverantwortlichen der traverse ist es ein Anliegen, zunächst Studierende und Doktorierende zu Wort kommen zu lassen und ihren Perspektiven Raum zu geben. Das Forum ist ein lebendiger, dynamischer und respektvoller Kommunikationsort, der in den kommenden Wochen und Monaten zur weiteren Beteiligung verschiedenster Akteur:innen einladen soll.
Beiträge
Wieso die ETH Zürich politisch ist von Claire Louise Blaser, Damian Moosbrugger & Lukas Rathjen (ETH Zürich), 12.9.24
Statt zuzuhören rief das Rektorat die Polizei von Robin (Universität Bern), 12.9.24
L’histoire et l’historien·ne – une relation politique von Fares Damien (Universität Basel), 30.9.2024
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