Die Arbeitslosigkeit fördert als brennendes soziales Problem und als problematisches sowie paradoxes Studienobjekt die in der Schweizer Arbeitswelt existierenden Unterschiede zwischen Männern und Frauen zutage. Die weibliche Arbeitslosigkeit zeigt die Schwierigkeiten der Frauen auf, eine Stelle zu finden, und ist somit Beweis einer Diskriminierung. Sie zeugt gleichzeitig aber auch von der zunehmenden Präsenz der Frauen auf dem Arbeitsmarkt und dem Sinken der weiblichen «Berufsuntätigkeit». Dies belegt die Konvergenz des beruflichen Verhaltens von Frauen und Männern.
Über die durch die Zählung der arbeitslosen Personen aufgeworfenen Probleme hinaus ist die zentrale Frage diejenige nach der Trennung zwischen dem Bevölkerungsanteil, der rechtmässig ohne Arbeit ist und jenem Teil, der es nicht ist. Die Analyse der in der Schweiz vorhandenen Messinstrumente und Definitionen der Arbeitslosigkeit zeigt, dass die Grenzen zwischen den verschiedenen Formen der Arbeitslosigkeit klar gezogen und starr sind. Arbeitslosigkeit bedeutet eigentlich eine Form unfreiwilliger und erzwungener Beschäftigungslosigkeit, während sich berufliche Untätigkeit auf folgende Situationen bezieht: «Mutter», «Hausfrau», «Rentnerin», «Person in Ausbildung».
Sobald man jedoch von weiblicher Arbeitslosigkeit spricht, verwischen und lockern sich die Grenzen. Berufliche Tätigkeit und Untätigkeit greifen ineinander über. Auf diese Weise kann eine Person – je nach Definition – im gleichen Alter und in der gleichen Situation «arbeitslos», d. h. «berufstätig», sein oder «nicht berufstätig». Die Unbestimmtheit zwischen den Begriffen «Arbeitslosigkeit» und «Nichtberufstätigkeit» spiegelt eine ambivalente Realität wider, die selbst auch ein Produkt der notwendigen Integration der Frauen in die Welt der Arbeit und der Familie ist.
Wir wollen versuchen, jene sozialen Normen herauszuarbeiten, die die Frauen über die Bedingungen hinaus, welche die Meldung und Entschädigung der Arbeitslosigkeit reglementieren, veranlassen, sich entweder «arbeitslos» zu melden oder sich als «nicht berufstätig» anzusehen. Die weibliche Arbeitslosigkeit zeigt auf ihre Weise die sozialen Normen auf, die die Berufstätigkeit und somit auch die Arbeitslosigkeit im allgemeinen strukturieren. Die bezahlte
Tätigkeit der Frauen ist stark von Unbeständigkeit und Ungewissheit geprägt und lässt sich nicht in die bestehenden statistischen Kategorien einordnen.
Folglich müssen sich die Überlegungen auf die Beziehungen zwischen Beschäftigung und Nichtbeschäftigung konzentrieren, d. h. auf die Flexibilität der Arbeit. Dies um so mehr, als heute eine zunehmende Anzahl von Männern und Frauen nicht oder nicht mehr arbeiten, je nachdem welches Lebensmodell als «normal» betrachtet wird. Heute ist das noch immer eine sozial abgesicherte Vollzeitbeschäftigung während des Tages.
(Übersetzung: Monika Poloni)