Enge Begegnungen im Umbruch: Schulpsychologie und der wohlfahrtsstaatliche Gebrauch von Intimität im Basel der 1970er Jahre

(Close Encounters, Time for Change. School Psychology and the Uses of Intimacy in an Expanding Welfare State. The Example of Basel in the 1970s)

Anhand eines Personendossiers aus dem Archiv des Schulpsychologischen Diensts Basel-Stadt rekonstruiert der Aufsatz die Fallgeschichte eines Mädchens (*1965), welches ab Mitte der 1970er Jahre zusammen mit seinen Eltern immer wieder in Beratungskontakt mit dem Schulpsychologischen Dienst stand. Anlass war der Wunsch der Eltern, für ihr «schwieriges Kind» Hilfe in schulischer und psychologischer Hinsicht zu beanspruchen. Die Aufzeichnungen des Beratungskontakts und der vereinbarten Massnahmen durch den zuständigen Schulpsychologen eröffnen Perspektiven – einerseits auf die Dimension der Partizipation im Wandel sozialstaatlichen Handelns, andererseits auf das Bedürfnis nach Orientierung seitens verschiedener gesellschaftlicher Gruppen. Partizipative Angebote wie psychosoziale Beratung fassten gerade im Bildungswesen vermehrt Fuss und etablierten sich nicht zuletzt über die Praxis der Beratung und des Beratenwerdens selbst. Der Aufsatz verfolgt eine solche Beratungspraxis, um über emergente Formen der Interaktion zwischen «BürgerIn» und «Staat» nachzudenken, die im behandelten Beispiel gleichzeitig und in neuer Weise Intimität herstellen und bedingen.

Erschienen in: traverse 2011/3, S. 69