Das Unsichtbare sichtbar machen. Die administrative Konstituierung von Raum im vormodernen sächsischen Bergbau


Bergbau ist nicht ohne Raum zu denken. Die geologischen Bedingungen des Erzgebirges lieferten jedoch nur den Rahmen für vielgestaltige Aneignungs-, Markierungs- und Ordnungsprozesse, die ihrerseits wiederum an komplexere Wahrnehmungen und Sinnstiftungen gekoppelt waren. Ausgehend von den Überlegungen der Raumsoziologin Martina Löw untersucht der vorliegende Beitrag die Konstitution des Erzgebirges als montanwirtschaftlichen Raum im 16. Jahrhundert. Dieser montanwirtschaftliche Raum, so die These dieses Aufsatzes, wurde durch die enge, vertikale Verschränkung von ober- und unterirdischen Verwaltungspraktiken hervorgebracht, die auf eine sinnliche und administrative Durchdringung des Raums abzielten. Erst durch die relationale und im Fall des Bergbaus vertikale «An(Ordnung) sozialer Güter und Menschen» wurde aus dem miriquidi silva des Mittelalters das Erzgebirge der Neuzeit.

Erschienen in: traverse 2020/2, S. 26