Dokument «… zu vorhabenden gebew ein grundriss zu machen und selbes in ein Modell zu bringen …». Pläne und Modelle am Beispiel der Gnadenkapelle in der Stiftskirche Einsiedeln


Nebst Akten, Büchern, Urkunden und Fotografien wurden im Rahmen des seit 2005 laufenden Reorganisationsprojektes des Klosterarchivs Einsiedeln auch Plan- und Kartendokumente geordnet und erschlossen. Aus diesem formal und inhaltlich heterogenen Bestand werden zwei Pläne aus der Feder des Einsiedler Konventualen und Klosterarchitekten Jakob Natter (1753–1815) vorgestellt. Die Dokumente entstanden im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Gnadenkapelle in der Stiftskirche nach dem Einfall der französischen Truppen 1798. Weitere Zeugnisse der langwierigen Diskussionen über Grösse und Form der neuen Kapelle bilden die teilweise noch überlieferten Modelle. Die Auseinandersetzung mit dem Wiederaufbau der Gnadenkapelle von den ersten Konventsbeschlüssen 1805 bis zur Vollendung des Bauwerks 1818 zeigt anschaulich, dass vom ursprünglichen Bestand an Archivalien wie Plänen, Modellen und Akten wohl nur ein Bruchteil überliefert ist und eine Rekonstruktion dieses komplexen Planungs- und Bauprozesses oft schwierig ist. Nicht zuletzt deshalb, weil verschiedene Akteure wie Auftraggeber, Architekten, Zeichner, Handwerker aber auch eine Öffentlichkeit sowie interne und externe Berater, deren Empfehlungen über Gedeih und Verderb der Projekte entscheiden können, daran beteiligt sind. Realisiert wurde in Einsiedeln nicht etwa der aus der Mode gekommene barocke Entwurf Natters, sondern der klassizistische Vorschlag des Mailänder Architekten Luigi Cagnola.

Erschienen in: traverse 2011/3, S. 171