«Ein tückisches Objekt». Die Käsefabrikation in der Schweiz im Spiegel von Qualitätsförderung und -sicherung


Die Förderung der Käsequalität war ein zentrales Anliegen der schweizerischen Milchwirtschaft. Rund ein Fünftel der Milchproduktion wurde in Form von Käse exportiert. Aufgrund der hohen Produktionskosten konnte Schweizer Käse auf dem Weltmarkt nur abgesetzt werden, wenn der höhere Preis durch die einwandfreie Qualität der Ware gerechtfertigt war.
Die Käsereien standen unter Druck, einerseits Spitzenqualität zu produzieren, andererseits effizient zu arbeiten, um die Kosten auf tragbarem Niveau zu halten. Diese beiden Interessen standen im Konflikt miteinander und waren nur mit Schwierigkeit zu balancieren. Qualitätskriterien wurden von Seiten der Verbände festgelegt und kontrolliert. Sie umfassten hygienische, geschmackliche wie ästhetische Eigenschaften. Zum Zweck der Qualitätsförderung wurden Schulen, Forschungsstellen und Inspektionsdienste etabliert.
Der Beitrag fragt nach der Inszenierung von Qualität in zeitgenössischen Fotografien. Die verwendeten Bilder stammen aus der Sammlung der Bernischen Molkereischule Rütti und stellen die Fabrikation von Käse um 1960 dar. Es wird davon ausgegangen, dass die Fotografien zu Demonstrationszwecken erstellt wurden und daher einen idealen Fabrikationsprozess abbilden. Argumentiert wird, dass der Qualitätsbegriff Elemente umfasste, welche nicht bildlich dargestellt werden konnten. Auf den Fotografien wurde Qualität daher über die Inszenierung von Hygiene und Professionalität kommuniziert.

Erschienen in: traverse 2014/2, S. 114