Ermächtigung oder Entmündigung türkischer Feministinnen? Die Aufnahme des Türkischen Frauenbundes in die International Alliance of Women in der Zwischenkriegszeit


Der Beitrag geht der Frage nach, wie sich die Beziehungen zwischen dem Türkischen Frauenbund (TKB) und der International Alliance of Women for Suffrage and Equal Citizenship (IAW) in den 1920er- und 1930er-Jahren gestalteten. Im Jahre 1926 wurde der TKB als nationale Sektion der Türkei in die IAW aufgenommen. Diese Aufnahme ermöglichte es der IAW 1935, ihren Kongress in Istanbul durchzuführen. Dieser Anlass bot der IAW die Gelegenheit, eindrücklich ihren Anspruch zu untermauern, Frauen des Westens und Frauen des Ostens zu vereinen. In diesen Beziehungen spielte der türkische Nationalstaat als dritter Akteur eine prägende Rolle. Die türkische Regierung versuchte über diese Beziehungen, die «Modernität» der Türkei gegenüber der westlichen Öffentlichkeit mit dem Ziel zu demonstrieren, die türkische Souveränität zu sichern. Der Einbezug der staatlichen Politik in die Analyse der Beziehungsgeschichte der IAW und des TKB ermöglicht es, auf Ambivalenzen und Komplexitäten hinzuweisen, die die Auseinandersetzungen um das Frauenstimm- und Wahlrecht in der Türkei prägten.

Erschienen in: traverse 2016/2, S. 38