Fahrpläne. Ein Mobilitätsmittel im 18. und im beginnenden 19. Jahrhundert

(Les horaires. Un outil pour la mobilité (XVIIIe siècle – début du XIXe siècle))

Die Beschleunigung der Transporte im Lauf des 18. und des beginnenden 19. Jahrhunderts ist nicht zuletzt über eine neue temporale Koordination möglich geworden. Sie wurde grundlegend für die Organisation des Brief-, Paketund Personentransports. Ein wichtiges Element davon waren die Fahrpläne. Sie wurden eingeführt zur gemeinsamen Nutzung der Zeit durch die verschiedenen involvierten Akteur*innen. Trotz der grossen Unterschiedlichkeit zeigen sich anhand von Form und Materialität der Fahrpläne einige Tendenzen: eine fortschreitende Normierung, ein Nebeneinander von diskursiven Formen und Tabellen sowie eine zunehmende zeitliche Präzision von Tages- über Stunden- bis hin zu Minutenangaben. Die Verbreitung der Fahrpläne, die unter anderem mit den immer zahlreicher werdenden öffentlichen Uhren verbunden war, führte in den Zusammenhängen der Mobilität zu einer Internalisierung der Zeit, wie sie auch für andere Lebensbereiche festgestellt werden kann. Die Fahrpläne schrieben sich ein in eine neue Mobilitätskultur, sie zeugen von neuen Alltagspraktiken der Zeitmessung und noch allgemeiner von einem neuen Umgang mit der Zeit.

Erschienen in: traverse 2020/3, S. 47