Kulturtransfer in einer internationalen konservativen Bewegung. Die musikalischen Repräsentationen der Bewegung Moralische Aufrüstung im Kalten Krieg

(Les transferts culturels au sein d’un mouvement international conservateur. Le cas des représentations musicales du Réarmement moral sur la scène de la guerre froide)

Dieser Beitrag diskutiert, wie sich innerhalb der künstlerischen Szene der Bewegung Moralische Aufrüstung (MRA) in den 1960er-Jahren Kulturtransfers abspielten: Was wurde auf welchen Wegen aufgenommen, welchen Veränderungen unterlagen die übernommenen Elemente? Als politisch-religiöse transnationale Bewegung, die seit 1946 in der Schweiz ihren Sitz hatte, produzierte die Moralische Aufrüstung zahlreiche Musikrevuen. Diese musikalischen Spektakel zeichneten sich durch eine revolutionäre Rhetorik, Nähe zum politischen Theater und die Mobilisierung der Jugend aus und verbreiteten ein konservativen Werten verpflichtetes Weltbild. Das ursprüngliche Konzept stammte aus Nordamerika, wo es in Jugendlagern zur ideologischen Indoktrination entwickelt wurde. Als diese Musikrevuen dann international auf Tournee gingen, wurden sie vielfach verändert und angepasst. Die verantwortlichen Akteure unterhielten alle enge Beziehungen zum Sitz der Moralischen Aufrüstung im alten Caux-Palace. Das Ziel des Beitrags besteht darin, die Konstruktion und Verbreitung einer transnational agierenden konservativen Jugendbewegung anhand eines wenig beachteten
Kapitels der kulturellen Diplomatie zu untersuchen.

Erschienen in: traverse 2019/1, S. 109