Der gewaltsame Tod und seine Erinnerungsorte. Die Wiedergutmachungen an der Universität von Paris im Spätmittelalter

(Morts violentes et lieux de mémoire. Les réparations faites à l'université de Paris à la fin du Moyen Age)

Während der gesamten Zeitspanne zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert sahen sich Lehrende und Schüler der Universität Paris in ihrer städtischen Umgebung in zahlreiche gewaltsame Konflikte mit Pariser Bürgern oder Vertretern der Obrigkeit involviert, die bisweilen tödlich endeten. Die Universität, die nicht einfach über solche Ereignisse hinwegsehen konnte und sich in ihren Privilegien verletzt sah, verlangte Genugtuung und setzte alles daran, das erlittene Unrecht gezielt zur Einforderung der eigenen Privilegien einzusetzen: Es kam zur Instrumentalisierung des gewaltsamen Todes. Der Bau von Sühnekapellen und demütigende gerichtliche Rituale wurden den Schuldigen als Zeichen dieser wiederhergestellten Ehre auferlegt, von denen das Stadtbild und die Geschichte von Paris noch heute zeugen.

Erschienen in: traverse 2008/2, S. 37