Der Beitrag untersucht die Organisation des Gesundheitsmarktes in Genf in den Jahren 1860–1930. Er verfolgt insbesondere den Einfluss der neuen medizinischen Technologien auf die Struktur des Gesundheitssystems, der ab 1890 zum Tragen kommt. Der Beitrag unterscheidet drei grosse Phasen. In der ersten Phase (1860–1890) dominiert die ambulante Pflege, während in den Spitälern noch fast ausschliesslich Arme behandelt bzw. untergebracht werden. Die zweite Phase (1890–1914) ist durch die Verbreitung der neuen Technologien bestimmt, was zur Etablierung der Spitäler als wichtigste Instanzen des Gesundheitsmarktes führt. Der Zugang zu den Spitälern wird damit zur zentralen Frage für die professionelle Positionierung der Ärzteschaft, was diese veranlasst, verschiedene Privatkliniken zu gründen (Clinique générale SA). Die letzte Phase, die sich über das erste Drittel des 20. Jahrhunderts erstreckt, wird bestimmt durch eine Serie von Massnahmen, die den Gesundheitsmarkt regulieren und die Konkurrenz zwischen den Spitälern bei der Umwerbung wohlhabender Patientinnen und Patienten eindämmen.
Neue medizinische Technologien und die Strukturierung des Gesundheitsmarktes (1860–1930)
(Nouvelles technologies médicales et structuration du marché des soins à Genève (1860–1930))Erschienen in: traverse 2012/2, S. 29