Öffentliches Ärgernis: Feministin. Der Aufruhr um Iris von Rotens «Frauen im Laufgitter»


Als 1958 die 600-Seiten-Studie Frauen im Laufgitter der Basler Feministin Iris von Roten erschien, lag zum ersten Mal eine gesellschaftspolitische Untersuchung zur Rolle «der Frau» in der Schweiz vor. Scharfsinnig hatte die Autorin darin alles demontiert, was von Politik bis Öffentlichkeit, Haushalt bis Liebesleben die freie Entfaltung weiblicher Individuen verhinderte. Der Beitrag widmet sich dem Aufruhr, der auf diese Publikation folgte und sich weniger auf die Schrift denn auf die Verfasserin konzentriert hatte, um diese der Häme und dem Gespött der Menge auszuliefern. Dabei soll gezeigt werden, wie eine Person mit unbequemer analytischer Agenda zum öffentlichen Ärgernis erklärt wurde, wobei die Kritisierten die Attacke nicht etwa inhaltlich, sondern emotional zur Kenntnis nahmen, während sich die Stimmrechtsbewegung der Schweizerinnen von Iris von Roten abwandte.

Erschienen in: traverse 2015/3, S. 87