Fallschirmspringer oder Bergsteiger. Ausbildung und berufliche Werdegänge der hohen Beamten der Eidgenossenschaft, 1910–2000

(Parachutés ou montagnards? Formation et trajectoires professionnelles des hauts fonctionnaires de la Confédération (1910−2000))

Der Beitrag behandelt die Entwicklung des soziologischen Profils der eidgenössischen Chefbeamten im 20. Jahrhundert unter dem Gesichtspunkt ihrer Ausbildung und ihres beruflichen Werdegangs. Zu Beginn des Jahrhunderts wiesen noch fast ein Viertel der höheren Beamten keine universitäre Bildung auf. Im Jahr 2000 waren dann universitäre Abschlüsse die Regel. Bezüglich der Studiengänge blieb der Anteil der juristisch Ausgebildeten über das ganze Jahrhundert stabil. Dagegen nahm der Anteil der Beamten mit wirtschaftswissenschaftlichem Studium zu, während die technischen Ausbildungsgänge zwischen 1910 und 2000 zurückgingen. Die beruflichen Karrieren, die auf internen Ausbildungen in der eidgenössischen Verwaltung beruhten, waren rückläufig zugunsten einer starken Zunahme der externen Ausbildungsgänge mit mehr oder weniger ökonomischer Ausrichtung. Diese Tendenzen standen seit den 1970er-Jahren im Zusammenhang mit den Staatsreformen und seit den 1990er-Jahren namentlich mit dem New Public Management (NPM). Sie erklären sich aus dem Umstand, dass die Rekrutierung zu Beginn des Jahrhunderts noch bevorzugt intern erfolgte und damit auch die technisch ausgebildeten Beamten aufrücken liess, während in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die externe Rekrutierung von hohen Beamten stark zunahm, die aus der Unternehmenswelt kamen und eine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung hatten.

Erschienen in: traverse 2011/2, S. 100