Räumliche Verbannungen als Vorform der modernen Freiheitsstrafe? Überlegungen anhand von Beispielen aus dem Gebiet der Schweiz im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit


Der Beitrag behandelt die Frage, inwiefern die im Mittelalter wie der Frühen Neuzeit ausgesprochenen Verbannungsstrafen eine Vorform der modernen Freiheitsstrafe betrachtet werden kann. In den eidgenössischen Städte- wie Länderorten spielte die zeitliche wie räumliche Verbannung ähnlich wie in anderen Regionen Europas eine wichtige Rolle, wobei allerdings zwischen den einzelnen Orten Unterschiede in der Handhabe der Verbannungsstrafen festgestellt werden können. Vor allem die Städte kannten sehr differenzierte Arten von Verbannungsstrafen für die unterschiedlichsten Delikte. Neben der zeitlichen Verbannung, welche von wenigen Wochen bis sogar zur lebenslänglichen Verbannung reichen konnten, wurde auch die räumliche Distanzen bestimmt. Über königliche wie fürstliche Begnadigungsrechte existierte die Möglichkeit einer Reintegration in die kommunalen Gemeinschaften, was durch diese nicht immer gern gesehen war und dem verschiedentlich auch Einhalt geboten wurde. Für die durch Verbannungsstrafen betroffenen Delinquenten drohte unter Umständen eine dauernde Ausgrenzung ausserhalb der kommunalen Gemeinschaften und konnte zur dauernden Zerstörung der Lebensexistenz führen.

Erschienen in: traverse 2014/1, S. 39