Schatz und Sammlung im 12. Jahrhundert. Einige Bemerkungen zum Fall der Abtei Saint-Maurice

(Trésor et collection au 12e siècle. Remarques sur le cas de l’abbaye de Saint-Maurice)

Dieser Beitrag reflektiert den Kirchenschatz als Labor, in dem Materialien bearbeitet werden, um aus ihnen Erzählungen und Objekte zu machen, die darauf abzielen, vielfältige Beziehungen zur Vergangenheit, zur kollektiven Erinnerung der Besitzer und vor allem zu dem Unsichtbaren herzustellen, da ja die wundertätigen Gegenstände – insbesondere die Reliquien -, die das Unsichtbare konstituieren, das Jenseits vergegenwärtigen. In einer kunstgeschichtlich angelegten Analyse des Schatzes als materielle Quelle, zeigt der Beitrag, wie das mittelalterliche Objekt handwerkliches und spirituelles, immaterielles Produkt zugleich ist. Der Beitrag konzentriert sich auf die materiellen Eingriffe an den Objekten des Schatzes der Abtei Saint-Maurice d’Agaune, die im 12. und 13. Jahrhundert vorgenommen wurden. Es wird gezeigt, wie mit dekorativen Elementen durch Verkürzung des zeitlichen Abstands zwischen den Objekten Gedenken geleistet wird, und wie die Ähnlichkeit, die dadurch zwischen den Objekten entsteht, ein System von Objekten, das heisst eine Sammlung schafft
(Übersetzung: Aline Steinbrecher)

Erschienen in: traverse 2012/3, S. 29