Eine sinnliche Topographie. Kirchenvisitationen im Mailänder Erzbistum (16. und 17. Jahrhundert)

(Une topographie sensible. La visite pastorale (Milan, XVIe-XVIIe siècle))

Die Geschichte der Kirchenvisitationen war lange Zeit eher seriell und schablonenhaft. Die Wahrnehmung der Kirchen durch die Visitatoren wurde als streng reglementiert vorgestellt: das «Auge des Bischofs» be- und verurteilt. Der Artikel wertet nun die Bedeutung der Berührung für die tridentinische Visitation auf, die zwischen Expertise und religiöser Empfindsamkeit oszilliert. Die Inspektion (durch Berührung) ist freilich der Auftakt zu einer Normierung der Gebäude, zugleich aber auch ein Moment der Andacht, der die äusserste Schärfung der Sinne – zum Beispiel während einer Reliquienprüfung – begünstigt. Im Artikel wird dies an einem Fallbeispiel einer Visitation aus Mailand unter dem Episkopat des Carlo Borromeo gezeigt.

(Übersetzung: Anja Rathmann-Lutz)

Erschienen in: traverse 2015/2, S. 76