Universitäre Sammlungen als «contact zone». Gesellige und gelehrte Sammlungspraktiken im Akademischen Museum der Universität Göttingen (1773–1840)


Die universitären Sammlungen der Aufklärung bilden zentrale Kontakträume unterschiedli-cher Wissenskulturen. Buchwissen und Dingwissen, die visuelle Praxis der Amateure und die Textpraktiken der Gelehrten trafen hier aufeinander. Diese Begegnungen öffneten die Univer-sitäten für neue Akteursgruppen, neue Evidenzprinzipien und neue Wissensfelder. Universitä-re Sammlungen lassen sich daher in Anlehnung an ein Konzept des Anthropologen James Clifford als «contact zone» beschreiben. Der Text untersucht diesen Handlungsraum am Bei-spiel dreier «cultural broker» im Umfeld des «academischen Museums» der Universität Göt-tingen im 18. Jahrhundert: dem Agenten Christlob Mylius, dem Orientreisenden Carsten Nie-buhr sowie dem Museumsdirektor Johann Friedrich Blumenbach. Anhand ihrer Sammlungs-praktiken lassen sich die Spannungsfelder und Potentiale musealer Begegnungen beleuchten. Sie verweisen auf die soziale Praxis gelehrten Wissens, illustrieren die Verschränkung univer-sitärer und «curieuser» Wissenskulturen und zeigen deren konstitutive Bedeutung für die Ent-stehung der Forschungsuniversität und des öffentlichen Museums.

Erschienen in: traverse 2012/3, S. 41