Verkehr und Energie im 20. Jahrhundert. Die Geschichte eines halbherzigen Agenda Settings


Die klimapolitischen Bestrebungen der Schweiz nach mehr Energieeffizienz im Verkehrsbereich in den vergangenen sechs Jahrzehnten müssen als insgesamt wenig erfolgreich bezeichnet werden. Der Beitrag fragt nach den historischen Ursachen dieses „Politikversagens“. Die durch die Massenmotorisierung einsetzende enorme Zunahme des Energieverbrauchs im Verkehr in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts liesse einen Bedeutungsschub für Diskurse um Energieverbrauch und Energieeffizienz im Verkehr erwarten. In den historischen Quellen lässt sich hierfür jedoch keine Evidenz finden. Bis in die heutige Zeit fokussiert die Energiepolitik auf die Themen Industrie und Haushalte, während dem Energiekonsum des Verkehrs vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Die Verkehrspolitik von Bund, Kantonen und Gemeinden konzentrierte sich bezüglich den unerwünschten Nebeneffekten des Verkehrs auf Fragen der Luftreinhaltung und der Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs auf öffentliche Verkehrsmittel. Diese Politik wurde auch von den Umweltverbänden kaum in Frage gestellt. So fehlten letztlich die politischen Akteure, welche sich mit dem nötigen Nachdruck für mehr Energieeffizienz im Verkehr stark machten. Ob die Thematik in Zukunft mehr Aufmerksamkeit finden wird, dürfte in erster Linie von externen Impulsen abhängen: Sowohl die Klimapolitik als auch der Ausstieg aus der Atomkraft haben das Potenzial, die nötigen Impulse zu geben.

Erschienen in: traverse 2013/3, S. 64