Wider den verderblichen Fürkauf Spekulation auf Getreidepreise und obrigkeitliche Massnahmen gegen diese Praxis in der Stadt und Republik Bern, 1480–1750


Die Furcht vor Spekulation auf Lebensmittelpreise, bei der auf ein sich verknappendes Angebot und somit steigende Preise gewettet wird, spiegelt sich im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit in zahlreichen Berner Quellen wieder und wird vor allem über die obrigkeitlichen Reaktionen dagegen fassbar. In den zeitgenössischen Mandaten, in den Missivenbüchern, Ratsmanualen und den Chroniken von Diebold Schilling und Valerius Anshelm finden sich Hinweise auf Massnahmen gegen Fürkauf und Vorkauf, wie zwei damals gängige spekulative Praktiken genannt wurden. Unter den Spekulanten fanden sich Vertreter fast aller Bevölkerungsschichten, insbesondere bestand aber Misstrauen gegenüber Lebensmittelhändlern und Angehörigen lebensmittelverarbeitender Berufe. Die Obrigkeiten ergriffen besonders im zeitlichen Umfeld von Teuerungskrisen Massnahmen gegen Spekulation. Diese Massnahmen beinhalteten Fürkaufsverbote, obrigkeitliche Preisfixierungen, Marktzwang, Speichervisitationen und Zwangsverkäufe. Spekulation wurde im untersuchten Zeitraum als gesetzeswidrig angesehen und Spekulanten standen in einem sehr schlechten Ruf.

Erschienen in: traverse 2017/3, S. 35