Zugriff auf die Lithosphäre. Gestaltungspotenziale unterschiedlicher Energiegrundlagen in der agrarisch-industriellen Wissensgesellschaft


Von 1870 bis 1990 wuchsen in Westeuropa sowohl die Gesamtwirtschaft wie auch die Agrarproduktion stark, allerdings in einem jeweils sehr unterschiedlichen Ausmass: Nahm die Gesamtwirtschaft von 1870 bis 1913 mit 2,1 Prozent pro Jahr fast doppelt so stark zu wie die Agrarproduktion, so verlief die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg praktisch umgekehrt: Jetzt wuchsen im Agrarsektor sowohl die Produktion als auch die Produktivität in einem Ausmass, das höher war als in der Industrie und zuweilen zu Überschüssen in Form von Milchseen und Butterbergen führte.
Wird das Phänomen in der Wirtschaftsgeschichte in der Regel auf die staatliche (Agrar)politik zurückgeführt, so wird in diesem Beitrag auf die Rolle der Motorisierung und Chemisierung hingewiesen, die seit den 1940/50er Jahren dank dem technisch nun möglichen Zugang zu mineralischen Ressourcen auch im Agrarsektors möglich wurde, während die im 19. Jahrhundert einsetzende Mechanisierung noch weitgehend auf der Nutzung lebender Ressourcen (Zugtiere) basierte.
Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft wurde diese zunehmend auf die gleiche Ressourcengrundlage gestellt, auf der die Industrie schon seit der thermo-industriellen Revolution basierte. Allerdings gelang das in de Landwirtschaft immer nur teilweise, nutzt doch auch eine industrialisierte Landwirtschaft vorwiegend Tiere und Pflanzen, die im Produktionsprozess reproduziert werden.

Erschienen in: traverse 2013/3, S. 37