traverse 2025/3
Antifeminismen

Antifeminismus ist eine Gegenbewegung. Antifeministische Ideen und Praktiken zirkulieren in dem Masse, in dem Frauen ihre Emanzipation fordern.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verweigerten Antifeministen Frauen das Recht auf Bildung und Arbeit sowie auf bürgerliche und politische Autonomie im Namen der Geschlechterdifferenz und der Tradition. Indem sie eine Gesellschaft befürworten, die auf scheinbar «natürlichen» Hierarchien beruht, gehören antifeministische Diskurse zu den wichtigsten kontinuierlichen Bestandteilen patriarchalisch organisierter Gesellschaften. Doch der Antifeminismus ist nicht homogen: Er ist ein globales Phänomen, das sich an nationale Rahmenbedingungen anpasst und je nach historischem Kontext in seiner Intensität und Ausprägung variiert. Es ist daher angemessener, von Antifeminismen zu sprechen, um die Vielfalt seiner Protagonisten, Organisationen und Handlungsweisen hervorzuheben und so letztlich die komplexe Beziehung zwischen antifeministischen und feministischen Positionen zu differenzieren. Auch die aktuelle Forschung unterstreicht die Anpassungsfähigkeit des Antifeminismus an die Gegenwart. So sind zum antifeministischen Kampf gegen die Präsenz von Frauen im politischen und öffentlichen Raum neue Formen des Antifeminismus hinzugekommen, die insbesondere auf die Verteidigung der heterosexuellen Familie abzielen.
Angesichts der Wandlungsfähigkeit und Vielfalt des Phänomens analysiert das Heft die Antifeminismen aus verschiedenen Perspektiven, um unterschiedliche Einblicke zu gewinnen. Zudem beschäftigt es sich mit Definitionsfragen, welche die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Antifeminismus, Misogynie und Sexismus problematisieren. Schliesslich lädt es zum Nachdenken darüber ein, wie Antifeminismus mit anderen Hass-Bewegungen wie Rassismus und Homophobie interagiert.


Erscheinungsdatum: 15. Dezember 2025