«Auf den Strassen von Freiburg zog eine Gruppe wütender Frauen vorbei, die vom MLF-Virus befallen waren!» Lokaler Antifeminismus rund um die nationale Demonstration vom 4. März


Am 4. März 1978 löst eine nationale feministische Demonstration in Freiburg heftige antifeministische Reaktionen aus. Der lokale Widerstand ist das Resultat eines Schweigens des Staates, der konservativen Zivilgesellschaft und der Kirche zu Fragen der Sexualität. Der Staat legt den Feministinnen administrative Beschränkungen auf (neue Demoroute, Verbot von Megafonen) und verdeutlicht damit einen backlash, der auf die Sicherung der patriarchalischen Ordnung zielte. In der Presse verbreiten Leserbriefe eine antifeministische Alltagsrhetorik, welche die Demonstrantinnen auf frauenfeindliche und erniedrigende Stereotype reduziert. Eine katholische Gegendemonstration, die Antifeminismus und Lesbenfeindlichkeit miteinander verbindet, prangert die angebliche Dekadenz feministischer Forderungen an. Diese Reaktionen widerspiegeln eine kollektive Angst vor der Gleichberechtigung und Autonomie von Frauen und offenbaren die Mechanismen eines systemischen Antifeminismus, der in religiösen, staatlichen und zivilen Strukturen verwurzelt ist.

(Übersetzung: Matthias Ruoss)

Erschienen in: traverse 2025/3, S. 63