Die Helvetische Revolution wird sehr unterschiedlich beurteilt. Für die einen wurden damals die Fundamente der modernen Schweiz gelegt. Für die anderen ist sie in erster Linie mit der französischen Invasion verbunden so wie mit der Bedrückung durch einen unitarischen, zentralisierten Staat, der die historisch gewachsene Bedeutung der Kantone aushöhlte. Diese Unterschiede sind heute noch sehr gegenwärtig, das zeigte sich 1995 anlässlich der Debatte im nationalen Parlament über die Feiern zum 150. Geburtstag des Bundesstaates und zum 200. Jahrestag der Helvetischen Revolution. Anhand der Jubiläumspolitik der Kantone Waadt und Aargau beleuchtet der Artikel die Mechanismen, welche die Grundlage gegensätzlicher Erinnerungen an 1798 bildeten. Nachdem sie die Helvetik 200 Jahre lang nicht beachtet hatten, engagierten sich die aargauischen Behörden 1990 sehr dafür, die Etablierung eines neuen Regimes im Jahr 1798 zu einem lieu de memoire zu machen. Dabei wurden das Jahr 1798 und die damalige Rolle des Aargaus einer Neubeurteilung unterzogen. Im Kanton Waadt dagegen bleibt die Helvetik eine mit Bedacht vernachlässigte Zeit, ein non-lieu de memoire. Im Gegensatz dazu steht für die Waadt der 24. Januar 1798, als die bernische Herrschaft beendet wurde. Die Jubiläen der Kantone Aargau und Waadt unterscheiden sich zwar in der Art, wie zurückgeschaut wird, sie zeugen jedoch beide von historischer Kurzsichtigkeit. Im Aargau verblassen die sozialen und wirtschaftlichen Umwälzungen im Gefolge der Helvetischen Revolution unter dem Einfluss einer Marketingstrategie, die darauf abzielt, das Image des Kantons zu erneuern. In der Waadt verschwinden sie hinter der idealisierten Erinnerung an eine auf die ersten Wochendes Jahres 1798 reduzierte, friedliche Revolution.
(Übersetzung: Albert Schnyder)